Der berufliche Werdegang von Rhea Sturm ist vielseitig:
> Maturität mit Lehrpatent Kanton Bern
> Abschlusszertifikat Tanz SDT
Schweizerischer Dachverband der Fachkräfte des künstlerischen Tanzes
Schweizerischer Dachverband der Fachkräfte des künstlerischen Tanzes
> Diplom Webmaster ACOS
> Abschlusszertifikat Multimedia-Koordinatorin
> Erwachsenenbildnerin Informatikdozentin DIK I
Interview mit Rhea Sturm
Welches sind drei bedeutende Meilensteine deiner beruflichen Laufbahn?
Ein Meilenstein ist sicher, dass ich etwas Richtiges gelernt habe. Ich wählte die Ausbildung zur Lehrerin und erhielt das Lehrpatent für die Volksschule, heute ist das ein Hochschulabschluss. Aber ich hab nur kurz für die Volksschule gearbeitet. Trotzdem bin ich froh um diese Ausbildung, denn später in meiner Laufbahn habe ich 14 Jahre als Informatikdozentin junge Menschen zum eidg. Fähigkeitszeugnis in Informatik begleitet. In meiner Studienzeit, kann ich mich noch gut ans Physikzimmer erinnern, wo die ersten IBM-Computer mit Datasetten, den Vorgängern der Floppy-Disks, und schwarzem Monochrom-Bildschirm mit grüner Phosphorbeschichtung standen. Fasziniert spielte ich abends, wenn ich nicht im Ballett-Training oder Pantomime-Unterricht war, mit diesen DOS-Kisten. Das war möglich, weil ich im Internat auf dem Campus-Gelände wohnte.
Du hast also nie als Lehrerin gearbeitet?
Nein, nur zwei Wochen als Stellvertreterin. Nach dem Abschluss wollte ich Kunst machen. Ich verfeinerte meine akrobatischen und tänzerischen Kenntnisse aus dem Kunstturnen und den Tanzkursen mit einem Abschluss in «Bühnenberufstanz». Nach dem Debüt im «Corps de Ballett» am Stadttheater Luzern traf ich auf die Movers Dance Company, Anfang der 90er eine der erfolgreichsten Tanzformationen des modernen Tanzes in der Schweiz. Mit den Movers betanzten vier internationale Solisten und ich aus der Schweiz die ganze Welt. Mein persönlicher Höhepunkt war ein Auftritt in Mexiko vor über 10'000 Zuschauern.
Wenn du dich ans Tanzen erinnerst, was kommen dir da für Gedanken?
Ich bin dankbar, dass ich es im harten Beruf des Tanzes geschafft habe und mit einer bedeutenden Company unterwegs war. Beim Tanzen habe ich gelernt, was Perfektion ist: Immer wieder die gleichen Bewegungen zu wiederholen und zu analysieren, damit sie auf der Bühne zu jeder Tageszeit – auch in schwierigen Situationen – perfekt sind. Vergessen werde ich auch nie die konzentrierte Stimmung in den japanischen Theatern.
Und dein dritter Meilenstein?
Mit «learning by doing» hatte ich meinen Einstieg ins Web. Ich hatte das Glück, einerseits beim ersten Bluewin-Portal der Swisscom mitarbeiten zu können und andererseits mit einem Team der EMPA für die Grafikindustrie Internet-Messen zu organisieren. So erlebte ich den Beginn des Internets. Ein wichtiger persönlicher Erfolg ist, dass ich seit so vielen Jahren mit Moka Web Solutions mein eigenes Geschäft führen kann. Zudem freut es mich, dass mich das Web Engineering und die Informatik immer noch wie am ersten Tag fasziniert.
Ich verstehe mich als Übersetzerin der komplexen technischen Welt des Internets.
Wie bist du zur Informatik – im Speziellen zum Web – gekommen?
Ich sehe mich noch heute in meinem Kinderzimmer wie ich immer wieder im Lexikon blätterte und las. Es begeisterte mich, von Stichwort zu Stichwort zu hüpfen. Genauso funktioniert ja das Internet mit seinen Hyperlinks. Das System des Internets entspricht genau meinem Denken. Einerseits ist der Weg gradlinig, doch über das Anklicken von Links eröffnen sich ungeahnte Welten.
Hast du eine Informatik-Ausbildung?
Noch vor meiner Tanzkarriere immatrikulierte ich mich an der Universität Bern, mit der Absicht, Informatik zu studieren. Ich studierte jedoch nie, weil damals leider noch wenig bis nichts über das Web gelehrt wurde. Vieles eignete ich mir – wie auch heute – im Selbststudium an. In Zürich habe ich mich zur Webmasterin, Multimediakoordinatorin und zur Erwachsenenbildnerin in Informatik weitergebildet. Die ersten beiden Ausbildungen gibt es so nicht mehr. Heute wird man zum «ICT Professional Web» ausgebildet. Als Informatikdozentin unterrichtete ich diesen Lehrgang.
Mit lediglich 13% aller Absolventen stellen Frauen eine noch sehr kleine Gruppe innerhalb der Informatik dar. Als Massnahme gegen den Fachkräftemangel wollen ICT-Berufsbildung Schweiz und die ICT-Berufsbildung Bern in Zukunft Frauen vermehrt auf die Vorzüge einer Lehre in der ICT-Branche hinweisen.
Was ist dir wichtig bei der Zusammenarbeit mit deinen Kundinnen und Kunden?
Grundsätzlich strebe ich danach, dass meine Kundinnen und Kunden eine Lösung erhalten, die optimal für sie ist. Eine runde Sache entsteht, wenn es irgendwann klick macht und bei mir eine Art Vision für den Kunden entsteht. Dies ist möglich, wenn ich die Situation der Kundin verstehe und ich mich in ihr Arbeitsfeld versetzen kann. Ich sehe mich als Übersetzerin der komplexen technischen Welt des Internets. Wenn es mir gelingt, diese Komplexität in einer verständlichen Sprache so zu formulieren, dass die Kundin begreift, was ich meine, dann klappt es mit der Zusammenarbeit.
Wo liegen deine Stärken?
Ich glaube, eine Stärke von mir ist mein breites Wissen und meine vielfältigen Erfahrungen. Mir macht es Freude, wenn sich die Technik mit dem Design verbindet. Zudem erkenne ich gerne Muster, um damit Wichtiges «herauszuschälen». Beispielsweise konnte ich die schwierigen Regeln des Mah-Jongg-Spiels auf zwei A4-Seiten zusammenfassen.
Genial ist, wenn Kundinnen und Kunden mir vertrauen, weil ich sie mit meiner Arbeit überzeuge.
Verlierst du nie die Nerven, wenn etwas im Internet nicht so läuft wie es sollte?
Ehrlich gesagt, ich befinde mich ab und zu am Rande der Verzweiflung. Dabei verliere ich zwar nicht die Nerven, jedoch kurzfristig den Mut. Aber letztendlich liegt ja darin meine Herausforderung: Immer wieder das Neue im Internet zu verstehen und selber umsetzen zu können. Haben dagegen meine Kundinnen und Kunden ein Problem, dann bleibe ich die Ruhe selbst.
Welchen Traum möchtest du dir noch beruflich erfüllen?
Ich hoffe, dass ich mit der rasanten technischen Entwicklung auf der Welle mitsurfen und mich stets weiterentwickeln kann. Ich wünsche mir Begegnungen mit Leuten, die trotz den vermeintlich kostenlosen Verlockungen auch zukünftig bereit sind, in individuelle, eigenständige Weblösungen zu investieren und dabei erkennen, wie viel Arbeit dahinter steckt. Genial ist, wenn Kundinnen und Kunden mir vertrauen, weil ich sie mit meiner Arbeit überzeuge.